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AutorenbildThomas Lange

Der kleine Mann von der George Street


Haben Sie sich schon einmal gefragt, was das Verteilen von Traktaten bewirken kann?

Der folgende Bericht von Pastor Dave Smethurst (London) gibt eine zeugnishafte Antwort

darauf.

Es ist eine sehr außergewöhnliche Geschichte, von der ich Ihnen jetzt erzähle. All das

begann vor ein paar Jahren in einer Baptistengemeinde im Kristallpalast im Süden von

London. Wir waren schon am Ende des Sonntagsgottesdienstes angelangt, da stand

ein Mann in den hinteren Reihen auf, hob seine Hand und fragte: “Entschuldigen Sie,

Herr Pastor, darf ich noch ein kurzes Zeugnis geben?” Ich schaute auf meine Uhr und willigte einschränkend ein: “Ich gebe Ihnen drei Minuten.”

Sogleich begann der Mann mit seiner Geschichte:


“Ich bin erst vor kurzem hierher gezogen. Vorher lebte ich in Sydney in Australien.

Vor ein paar Monaten besuchte ich dort einige Verwandte und spazierte auf der

George Street entlang. Sie erstreckt sich vom Geschäftsviertel von Sydney bis hin

zu den Wohnvierteln, dem so genannten Rock. Ein etwas seltsam wirkender, kleiner,

weißhaariger Mann trat aus einem Ladeneingang heraus. Er drückte mir ein

Traktat in die Hand und fragte: “Entschuldigung, mein Herr, sind Sie gerettet?

Kommen Sie in den Himmel, wenn Sie heute Nacht sterben?” - Ich war verblüfft

über diese Worte, denn noch nie hatte mich jemand so etwas gefragt. Ich dankte

ihm höflich, aber während der langen Heimreise nach London war ich darüber

ziemlich verwirrt. Ich nahm daraufhin Kontakt mit einem Freund auf, der Gott sei

Dank Christ ist, und er führte mich zu Christus.”

Alle applaudierten und begrüßten ihn herzlich in ihrer Gemeinschaft, denn die Baptisten

mögen Zeugnisse dieser Art.

Eine Woche darauf flog ich nach Adelaide im Süden Australiens. Zehn Tage später, es

war gerade in der Mitte einer dreitägigen Vortragsreihe in einer der dortigen Baptistengemeinden,

kam eine Frau auf mich zu und ersuchte mich wegen einiger Ratschläge.

Ich fragte sie zunächst nach ihrer Stellung zu Christus. Sie antwortete darauf

wie folgt:


“Ich habe einmal in Sydney gewohnt und vor ein paar Monaten besuchte ich dort

einige Freunde. Auf der George Street erledigte ich noch einige Einkäufe, als ein

seltsamer, kleiner, weißhaariger Mann aus einem Geschäftseingang auf mich zukam

und mir ein Traktat anbot mit den Worten: ‚Entschuldigung, meine Dame, sind

sie gerettet? Kommen Sie in den Himmel, wenn Sie heute Nacht sterben?‘ - Ich

war durch diese Worte beunruhigt. Wieder zu Hause in Adelaide, wo ich von einer

Baptistengemeinde ganz in meiner Nähe wusste, suchte ich den dortigen Pastor

auf. Nach dem Gespräch führte er mich zu Christus. So kann ich Ihnen sagen, dass

ich jetzt Christ bin.”

Ich war jetzt doch sehr erstaunt. Zweimal innerhalb von nur zwei Wochen und in so weit

voneinander entfernten Orten hatte ich dasselbe Zeugnis gehört. Dann flog ich zu einem

weiteren Dienst in der Mount Pleasant Church nach Perth im Westen von Australien.

Als meine Vorträge dort beendet waren, lud mich der Gemeindeälteste zum Essen

ein. Dabei erkundigte ich mich, wie er denn Christ geworden sei. Er erklärte mir:


“Mit 15 Jahren kam ich in diese Gemeinde, ohne jedoch eine wirkliche Beziehung

zu Jesus zu haben. Ich machte einfach alles nur so mit, wie alle anderen auch.

Aufgrund meiner geschäftlichen Fähigkeiten und Erfolge wuchs auch mein Einfluss

in der Gemeinde. Vor drei Jahren war ich dann auf einer Geschäftsreise in Sydney.

Ein widerlich und geradezu boshaft aussehender kleiner Mann trat aus einem Ladeneingang

heraus und hielt mir eine religiöse Schrift hin - billiger Ramsch - und

konfrontierte mich mit der Frage: ‚Entschuldigung, mein Herr, sind sie gerettet?

Kommen Sie in den Himmel, wenn Sie heute Nacht sterben?' - Ich versuchte ihm zu

erklären, dass ich ein Ältester bei den Baptisten sei. Er aber wollte mir gar nicht zuhören.

Den ganzen Weg nach Hause von Sydney nach Perth kochte ich vor Zorn.

Auf sein Mitgefühl hoffend, erzählte ich meinem Pastor von dieser merkwürdigen

Begebenheit. Doch dieser wollte mir nicht zustimmen. Er hatte mich schon vor Jahren

damit beunruhigt, dass ich keine Beziehung zu Jesus haben könnte, und er

hatte Recht damit. So führte mich mein Pastor vor drei Jahren zu Jesus.”

Ich flog wieder zurück nach London und bald darauf sprach ich auf der Keswick-Versammlung

im Lake-District. Dort berichtete ich von diesen drei sonderbaren Zeugnissen.

Am Ende dieser Vortragsreihe kamen vier ältere Pastoren nach vorn und erzählten,

dass auch sie, inzwischen 25 bis 30 Jahre zurückliegend, durch dieselbe Frage bei

gleichzeitiger Übergabe einer kleinen Schrift auf der George Street gerettet wurden.

In der folgenden Woche flog ich zu einer ähnlichen Versammlung wie jener in Keswick

und sprach vor Missionaren in der Karibik. Auch dort erzählte ich dieselben Zeugnisse.

Am Ende meines Vortrags kamen drei Missionare nach vorn und erklärten, dass auch

sie 15 bis 25 Jahre zuvor durch das Zeugnis und genau diese Frage eben jenes kleinen

Mannes auf der George Street in Sydney gerettet wurden.

Meine nächste Vortragsreise führte mich war Atlanta, Georgia (USA). Dort hatte ich auf

einer Versammlung von Schiffskaplanen zu reden. Drei Tage lang referierte ich hier zu

über 1000 Schiffskaplanen. Danach lud mich der Hauptkaplan zu einem Essen ein. Bei

der Gelegenheit fragte ich ihn, wie er einmal Christ geworden sei.

“Es war wie ein Wunder. Ich war Matrose auf einem Kriegsschiff und führte ein verwerfliches

Leben. Wir führten Flottenübungen im Südpazifik durch und erneuerten

im Hafen von Sydney unsere Vorräte. Wir ließen uns total gehen. Ich war völlig betrunken,

stieg in einen falschen Bus ein und in der George Street wieder aus. Beim

Aussteigen dachte ich, ein Gespenst zu sehen, als da ein Mann vor mir auftauchte,

mir ein Traktat in die Hand drückte und sagte: ‚Seemann, bist du gerettet? Kommst

du in den Himmel, wenn du heute Nacht stirbst?‘ - Die Furcht vor Gott ergriff mich

unmittelbar. Ich war sofort nüchtern, rannte zurück zum Schiff und suchte den

Kaplan auf. Er führte mich zu Christus. Bald begann ich mich unter seiner Anleitung

für den Dienst vorzubereiten. Nun habe ich die Verantwortung über 1000 Schiffsgeistliche,

die heute Seelen zu gewinnen suchen.”

Sechs Monate später flog ich zu einer Konferenz, zu der sich 5000 indische Missionare

in einem abgelegenen Teil Nord-Ost-Indiens eingefunden hatten. Am Ende lud ihn der

Missionsleiter zu einem einfachen Essen in sein kleines, bescheidenes Haus ein. Auch

ihn fragte ich, wie er denn als Hindu zu Christus gekommen sei.

“Ich wuchs in einer sehr privilegierten Position auf. Im Auftrag der diplomatischen

Vertretung Indiens bereiste ich die Welt. Ich bin sehr froh über die Vergebung und

dass meine Sünde durch das Blut Christi abgewaschen wurde. Ich müsste mich


sehr schämen, wenn man herausfinden würde, was ich so alles getrieben habe. Ein

Zeit lang führte mich der diplomatische Dienst nach Sydney. Ich erledigte noch ein

paar Einkäufe und war beladen mit Spielzeug und Kleidung für meine Kinder. Ich

ging gerade die George Street hinunter, als ein höflicher, weißhaariger, kleiner

Mann vor mich hintrat, mir ein Traktat anbot und mir eine persönliche Frage stellte:

‚Entschuldigung, mein Herr, sind sie gerettet? Kommen Sie in den Himmel, wenn

Sie heute Nacht sterben?‘ - Ich bedankte mich sehr, aber diese Sache ließ mir

keine Ruhe. Zurück in meiner Heimatstadt, suchte ich unseren Hindupriester auf. Er

konnte mir nicht helfen, aber er gab mir den Rat, zu einem Missionar im Missionshaus

am Ende der Straße zu gehen, um meine Neugier zu befriedigen. Das war ein

guter Rat, denn an diesem Tag führte mich der Missionar zu Christus. Ich gab den

Hinduismus sofort auf und begann, mich für den Missionsdienst vorzubereiten. Ich

verließ den diplomatischen Dienst und bin nun heute durch Gottes Gnade in der

Verantwortung über all diese Missionare, die zusammen schon 100 000 Menschen

zu Christus geführt haben.”

Acht Monate später predigte ich in Sydney. Ich erkundigte mich bei dem dortigen Baptistenpastor,

ob er wohl einen kleinen, älteren, weißhaarigen Mann kenne, der Traktate

auf der George Street verteilt. Er bestätigte mir: “Ja, ich kenne ihn, sein Name ist Mr.

Genor, aber ich glaube nicht, dass er immer noch diesen Dienst tut, denn er ist schon

ziemlich alt und gebrechlich.” Zwei Tage später machten wir uns auf den Weg zu seiner

kleinen Wohnung. Wir klopften an die Tür, und ein winziger, gebrechlicher, alter Mann

begrüßte uns. Er bat uns, Platz zu nehmen und bereitete uns einen Tee zu. Er war

schon so gebrechlich und die Hände zitterten ihm derartig, dass er ständig Tee in die

Untertasse verschüttete. Ich erzählte ihm von all den Zeugnissen der vergangenen drei

Jahre. Dem kleinen Mann rollten die Tränen über die Wangen. Dann begann er mit seiner

eigenen Geschichte:

“Ich war Matrose auf einem Australischen Kriegsschiff. Ich führte ein verwerfliches

Leben. In einer Krise kam es zum Zusammenbruch. Einer meiner Kollegen, dem ich

übel mitgespielt hatte, ließ mich nicht allein und half mir wieder auf. Er führte mich

zu Jesus, und mein Leben änderte sich von heute auf morgen vollständig. Ich war

Gott so dankbar, dass ich Ihm versprach, jeden Tag mindestens zehn Menschen

ein einfaches Zeugnis von Jesus zu geben. Als Gott mir wieder Kraft gab, fing ich

damit an. Manchmal war ich krank und konnte den Dienst nicht tun, doch holte ich

all meinen Rückstand auf, wenn es mir wieder gut ging. Nach meiner Pensionierung

war dann mein Stammplatz auf der St. George Street, wo ich jeden Tag Hunderten

Menschen begegnete. Ich erfuhr dort zwar eine Menge Ablehnung, aber es gab

auch viele Leute, die meine Traktate höflich annahmen. In den vierzig Jahren seitdem

ich dies tue, habe ich bis zum heutigen Tag noch von keinem einzigen Menschen

gehört, der dadurch zu Jesus gekommen wäre.”

Wir sehen hier, was wirkliche Hingabe ist: 40 Jahre Dankbarkeit und Liebe für Jesus zu

zeigen, ohne je von irgendeinem Erfolg zu hören. Dieser einfache, kleine Mann ohne

besondere Gaben hat sein Zeugnis zu etwa 150 000 Menschen gegeben. Ich denke,

was Gott dem Pastor aus London gezeigt hat, war nur die Spitze von der Spitze von der

Spitze des Eisbergs.

Nur Gott weiß, wie viele Menschen sonst noch für Christus gewonnen wurden. Mr. Genor,

der eine riesige Arbeit auf den Missionsfeldern geleistet hatte, ist zwei Wochen

nach diesem Besuch gestorben. Können Sie sich den Lohn vorstellen, den er im Himmel

empfangen wird? Ich zweifle, dass sein Gesicht jemals in einer christlichen Zeitschrift

erschienen wäre. Ich bezweifle auch, dass jemals sein Foto mit Text in Billy Gra4

hams “Entscheidung” aufgetaucht wäre. Niemand außer einer kleinen Gruppe von Baptisten

in Sydney kannte Mr.Genor, aber ich sage Ihnen, im Himmel ist sein Name berühmt.

Der Himmel kennt Mr. Genor und Sie können sich das Willkommen und den roten

Teppich und die Fanfaren für seinen Empfang vorstellen, als er heimging in die

Herrlichkeit.


Quelle: http://www.worldmissions.com/evangelism/george_street.html

Übersetzung: Daniel Peukert

Redaktionelle Bearbeitung: Werner Gitt

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